Nocturne

Studio Hanniball Event Exhibition Nocturne Studio Hanniball Event Exhibition Nocturne

Eine Ausstellung mit Ania Sudbin, kuratiert von Manu Gruber und Christiane Meister.

Ania Sudbins Bildwelten zeigen scheinbar gewöhnliche Alltagsmotive:

Ein Waldstück, einen Gartenzaun, eine Tankstelle oder die Jugendlichen von nebenan. Manchmal tritt eine Landschaftsdarstellung im Panorama auf, manchmal überzieht eine bildraumeinnehmende Struktur wie ein Vogelbeerstrauch das Foto, manchmal erscheint das Porträt eines Menschen oder einer Spinne im Close-Up.

Vorgestellt werden Fotografien aus unterschiedlichen Serien wie „Jugendliche“, „Nachts in Brandenburg“, „Arkenberge“ oder „Übersinnlich“, die in den vergangenen Jahren bei nächtlichen Streifzügen durch Brandenburg entstanden sind. Behutsam fängt die Fotografin ihre Umgebung ein, mit einem Fokus auf das scheinbar Belanglose.

Dabei hüllt das Licht der Nacht die Szenerien von ländlicher Idylle oft in eine unheimliche, magische Atmosphäre. Das Idyllische scheint ad absurdum geführt. Verlassene Häuserblocks. Brandenburger Tristesse? Die Gemütlichkeit und Heimeligkeit der Kleinstadtansichten kippt nahezu um in Unheimlichkeit. Stille.

Man vermag eine tiefe Naturverbundenheit zu spüren, die sich teilweise in Natursymbolen – durch ungewöhnliche Annäherung an die Motive – ausdrückt. Doch ist nicht allein die Natur Protagonistin des Schauerlichen. Das übersinnliche Gefühl entsteht erst durch die Versatzstücke an Zivilisation auf den Bildern: überwucherte Äste eines Baumes ragen wie ausgestreckte Hände über einen Bauzaun, eine Hecke bahnt sich wie ein ungeheuerliches Wesen seinen Weg auf die Straße, ein Wäscheständer zeugt von Anwesenheit der Abwesenheit. Pflanzkübel aus Beton, Rasenpflasterstein, verlassene Gaszapfanlage. Das Menschliche oder Beseelte ist irgendwie im Bildraum präsent und ist es doch nicht, sondern verflüchtigt sich wie ein Hauch auf dem Objektträger. Es bleibt unbekannt und nur noch als eine Ahnung des Lebendigen auf dem Bild vorhanden.

Andere Fotografien fangen agiles Leben direkt ein. Es sind Stills von Filmen einer Wildtierkamera, die nachtaktive Füchse und Waschbären zeigen. In ihrer fast monströsen Präsenz mit den geschärften, blitzenden Zähnen und leuchtend, funkelnden Augen wirken sie im nächtlichen Setting räuberisch und bedrohlich und konterkarieren das ruhige Landleben.

Auf einer weiteren Fotografie kehrt uns eine Person mit feuerroten Haaren den Rücken zu. Huscht sie durch den Wald? Zusammen mit dem Blick auf die dunkelumrissenen Bäume wirkt dieser Hinterkopf geheimnisvoll, nicht ergründbar. Ein bisschen „Alice im Wunderland“…

Ania Sudbins Welten wirken so, als würden sie immer auf real Erlebtes, auf konkrete Orte verweisen, scheinen aber ihr Geheimnis letztendlich nie zu lüften.

Ania Sudbin, 1987 in St. Petersburg geboren und seit 1990 in Berlin, schloss ihr Diplom in Piano an der Universität der Künste in Berlin ab. Aktuell absolviert sie ein Fotografiestudium an der Ostkreuzschule für Fotografie (OKS), Berlin und findet ihre Motive in Berlin und Brandenburg.

Opening 07. Okt 6:00 PM

Closing 23. Okt 6:00 PM